Gespräche mit dem Urweib
Welches Urweib spricht da zu ihr? Es ist ihr eigenes Urweib. Ein Weib und eine Frau, die Beide Teile von ihr sind. Eigentlich sind sie SIE. Durch die Verletzungen und die Auseinandersetzungen mit den Verletzungen sind Frau und Urweib stärker geworden. Das Urweib lebt mit Verletztheit. Sie verbrennt sie und transformiert diese in etwas Neues, in eine Urkraft – eine Urweiblichkeit.
Die Verletzungen entstanden nicht allein durch Männer – nein auch Frauen tragen ihren Teil dazu bei. Als 14-jährige wurde sie von der Partnerin des Mannes, der sie sexuell missbrauchte als Nutte betitelt. Einige Jahre später, ein anderer Mann fasst sie ungefragt zwischen die Beine, im fahrenden Auto auf dem Rücksitz für sicherlich 10 Minuten. Die beiden Frauen (Fahrerin und Beifahrerin) tun nichts, sagen nichts und kommen nicht zu Hilfe. Das Urweib in dem jungen Mädchen kommt nicht zu Wort, kann nichts tun für sie. Lässt es geschehen, wendet sich ab.
Das junge Mädchen – nun nicht mehr jung, sondern Frau – stellt sich den Verletzungen. Nimmt Kontakt zu ihrem Urweib auf und fragt: Wo warst Du? Siw war doch selbst noch jung, antwortet sie und musste sich erst entwickeln, aber jetzt, jetzt ist sie da. Stärker al jemals zuvor. Sie schafft Neues – nur durch die Lava gehen, ohne Angst, nur zulassen. Die Verletzungen akzeptieren. Das ist das Rauschen und das Echo zugleich.
Das Urweib erklärt auch, dass die Verletztheit und Verletzlichkeit einen großen Teil ihrer Kraft ausmachen. Es ist eine ihrer Stärken unter den vielen Anderen.